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Montag, 17. Mai 2010

" La Traviata " von Giuseppe Verdi

Am Freitag hiess es wieder, ein wenig Theaterluft schnuppern, nachdem ich es letzten Monat ja leider ausfallen lassen musste. Beine Bein-OP hatte mich ja ein wenig am sitzen gehindert ( die 2.Ränge sind leider ungefähr so eng, wie die Businessclass im Flugzeug ).

Ich bin bis jetzt eigentlich immer recht unvorbereitet in die Aufführungen gegangen, weil ich es zum Einen einfach unbelastet auf mich einwirken lassen wollte, ohne vorher irgendwelche Meinungen zu hören und zum Zweiten, um mich einfach auch überraschen zu lassen. Bei " La Traviata " kannte ich nur ein bisschen die Musik und das auch eher aus der Werbung eines bekannten Nudelsaucen-Herstellers. Die Geschichte an sich war mir gänzlich unbekannt. Dachte ich, aber dann kam`s mir doch ziemlich bekannt vor. Naja, hier mal eine kleine Beschreibung dieser so wundervollen Oper.


                                                  " La Traviata "

                             Ah, della traviata sorridi al desio;
                             A lei, deh, perdona; tu accoglila, o Dio,
                             Or tutto fini.

Paris, Anno 1840

Violetta ist der unangefochtene, von allen beneidete Star der Pariser Halbwelt. Obwohl von einer tödlichen Krankheit befallen oder vielleicht auch gerade deswegen, stürzt sie sich in das pulsierende Nachtleben, um ihre innere Leere und das ihr aus den Händen rinnende Leben zu spüren. Bis ihr eines Tages Alfredo Germont vorgestellt wird. Dieser gesteht ihr, sie schon ein Jahr lang zu lieben und bittet sie, ihr selbstzerstörerisches Leben endlich aufzugeben. Violetta ist hin - und hergerissen zwischen der Aussicht auf Liebe, an die sie eigendlich nicht mehr glaubt und an ein beschauliches Leben und ihres bisherigen Leben in Ungebundenheit und Rausch, welches sie nie anders kennengelernt hat. Schliesslich entscheidet sie sich für Alfredo und sie leben zurückgezogen auf dem Land. Ohne sein Wissen veräussert sie ihren Besitz, weil sie sich nicht von Alfredo aushalten lassen möchte, so wie sie es bisher mit ihren Geliebten gemacht hat. Eines Tages, als Alfredo nicht da ist, taucht unverhofft sein Vater Giorgio auf und bittet Violetta, sich von Alfredo zu trennen, da diese anrüchige Verbindung der Hochzeit seiner Tochter im Wege steht. Aus Liebe zu Alfredo entspricht sie seiner Bitte schliesslich schweren Herzens, nimmt ihm aber noch das Versprechen ab, dass er seinem Sohn  nach ihrem Tod, der unausweichlich scheint, über die wahren Gründe ihrer Trennung aufzuklären. Verzweifelt nimmt sie Abschied von Alfredo und stürzt sich wieder in die Pariser Partywelt und in ihr altes Leben.

Während eines Maskenballs trifft Violetta, die in Begleitung eines neuen Geliebten auftaucht, auf ihre grosse Liebe und es kommt zum Eklat. Die Rivalität der beiden Mönner lässt sie zum Spiel um hohe Einsätze gegeneinander antreten, das Alfredo gewinnt. Violetta ist besorgt, das der Rivale Alfredo zum Duell auffordern könnte, was dieser wahrscheinlich nicht überlebt und warnt ihn. Alfredo versteht das allerdings völlig falsch und demütigt sie auf`s Gemeinste, in dem er sie vor der gesammten Ballgesellschaft für die gemeinsam verbrachte Zeit als Hure bezahlt.

Einige Wochen später liegt Violetta im Sterben. Alfredos Vater Giorio taucht reuemütig wieder bei ihr auf, er hat seine Grausamkeit eingesehen und gibt ihr das Versprechen, sofort seinen Sohn über die Hintergründe  ihrer Trennung zu informieren. Aber da ist es bereits zu spät. Trotzdem das Alfredo zu ihr geeilt kommt, stirbt Violetta.

Soviel zu der Handlung. Ich musste schon beim ersten Akt unwillkürlich an Alexandre Dumas` Roman " Die Kameliendame " denken und an die wundervolle Verfilmung aus den 30er Jahren mit Greta Garbo. Und tatsächlich hat sich Giuseppe Verdi auch von seiner Geschichte inspirieren lassen.

" Die Kameliendame " hat es tatsächlich gegeben. Ausgangspunkt des Romans von Dumas war seine dreimonatige Liebschaft mit der Kurtisane Marie Duplessis. Zum damaligen guten Ton der sogenannten besseren Gesellschaft gehörte es unter anderem auch, sich, zumindest solange der Geldbeutel reichte, neben der Ehefrauch auch eine hübsche Kurtisane zu unterhalten und Marie Duplessis war damals der Star ihrer Zeit und, trotzdem, dass sie in ärmlichen Verhältnissen geboren wurde, berühmt für ihre Kultiviertheit und Schönheit. Alexandre Dumas konnte es sich ganze drei Monate leisten, ihre Ansprüche zu erfüllen und musste dann ihr Verhältnis aus finaziellen Gründen beenden.

Tragisch an dem Leben dieser zwiespältigen Damen der Pariser Halbwelt jener Epoche war, dass sie damals wie absolute Popstars verehrt wurden, es aber ausserhalb der Gesellschaft völlig indiskutabel war, mit ihnen zu verkehren.
Nicht wenige von ihnen wurden durch die damalige allgemeine Lebenssituation in die Prostitution gedrängt, verkauft von ihren Eltern wegen Armut, durch die Abwanderung vom Land in die Stadt durch die industrielle Revulotion ihrer sozialen Sicherheit durch die Familie beraubt. Und nicht selten stand der Tod durch Selbstmord, Krankheit oder Kundschaft(!) am Ende einer solchen Biographie.

Ich fand die Umsetzung des Stücks einfach genial. Die Musik war traumhaft, die Sängerinnen/er hatten unglaubliche Stimmen, die einem, in Verbindung mit dem Orchester ( der Dirigent sah aus, wie man sich, glaube ich, einen Dirigenten vorstellt ;.), ich zumindestens ) unter die Haut fuhren und die Geschichte war einfach nur schaurig-schön. Nach einigen nicht ganz so interessanten Aufführungen, war das hier mal wieder so ein richtiges Highlight. Bewegend, anrührend, traurig und aktuell, wie nie. Die Geschichte ändert sich eben nie!

                                 Ach, erhöre den Wunsch der vom rechten Weg
                                 Abgekommenenen;
                                 Ach, verzeih ihr; nimm sie auf, o Gott,
                                 nun ist alles zu Ende.
                                      

7 Kommentare:

Natira hat gesagt…

Du hattest - oder besser Ihr hattet? - offenbar einen wundervollen Theaterabend, so begeistert, wie Dein Bericht klingt.

Als Du in die Opernhandlung eingeführt hast, mußte ich auch gleich an "Die Kameliendame" denken. Ich wußte allerdings nicht, daß Dumas selbst auch eine dreimonatige Liebschaft zu einer Kurtisane hatte. Interessant!

taytom hat gesagt…

Oh wie schön.. ich würde mir diese Oper auch zu gerne mal live ansehen.

Winterkatze hat gesagt…

Deine Begeisterung ist wirklich mitreißend - und die Hintergrundinformation zu Dumas finde ich sehr spannend. So kann man die Geschichte doch gleich wieder aus einem neuen Blickwinkel betrachten. :)

Ich wünsche dir, dass die nächsten Opernabende ebenso schön werden! :)

Siobhan und Cactus hat gesagt…

Ja, dieses Mal war es wirklich eine gelungene Aufführung. Da waren wir uns beide einig. A. hat wirklich etwas verpasst. Schade, das sie die Karte nicht an dich weitergegeben hat. Hast du gesehen, Jose Carreras kommt nach Tecklenburg zur Freilichtbühne im August. Kannst du`s glauben. Hab ich nicht gewusst.

Wie war das Gespräch heute mit deinem Chef? :-) Hoffe, es war o.k.

Lg

Siobhan

Siobhan und Cactus hat gesagt…

Ich glaube, diese Oper auf einer Freilichtbühne würde bestimmt auch super kommen. Wir haben bei uns in der Nähe so eine Bühne in einer alten Burgruine, die Atmosphäre ist einfach toll. Und das beste ist, jeder kann dort seine eigenen Futtersachen und Getränke mitnehmen und Sitzkissen usw. Sieht immer herrlich aus, wenn man die Leute dorthin spazieren sieht.

Du solltest es wirklich mal live ausprobieren. Ist ganz toll.*hm, schwelg, schwelg* :-)

Lg

Siobhan und Cactus hat gesagt…

Vielen Dank, liebe Winterkatze!

Solche Theaterabende sind immer wieder sehr informativ und dieses Mal hat es auch echt Spass gemacht. Die letzten Aufführungen waren nicht so dolle. Wir haben deswegen auch für uns beschlossen, das Theater-Abo wieder zu kündigen und spontan einfach mal ins Theater zu gehen. Aber einmal können wir noch mal gehen. Nächsten Monat wird " Die Katze auf dem heissen Blechdach " aufgeführt. Das muss ich unbedingt sehen. Ich find den Film mit Elisabeth Taylor und Paul Newman (schmacht,schmacht) richtig klasse. Und das Buch hab ich auch gelesen.

Lg

Siobhan

Natira hat gesagt…

Doch, ich habe das gesehen :). Am Tag, als der Vorverkauf für den J.C.-Abend startete, mußte ich aus anderem Grund bei der Bühne anrufen ... no chance! Es war kein Durchkommen, die Karten sind vermutlich bereits alle weg. Soweit ich gehört habe, ist es auch sein einziges Konzert dieses Jahr in Deutschland überhaupt...

Und nein, ich schiebe noch, was auch keinen weiteren Schaden anrichtet ;/

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Siobhan und Cactus...... Wir sind zwei reiseliebende, die währendessen alles knipsen, was uns vor die Linse kommt. Ausserdem lesen wir querbeet, nicht nur was mit fotografieren zu tun hat und malen und basteln gern mit den Kindern.